Ausgrabungen | Baiovarisch

Gewänder aus Gold?

Was wohl die Grabräuber in diesem Grab alles vorfanden, wenn sie Gewänder mit Goldfäden und Goldblechstreifen übersahen oder liegen ließen? Drei erwachsene Männer waren in diesem Tuffkammergrab bestattet worden, dem Grab1, dem größten Grab des Friedhofs. Einer von ihnen war im Kampf gefallen, wie man aus seinen schweren Kopfverletzungen schließen kann.

Es waren mit Sicherheit sozial hochgestellte Personen, die da um 670 bestattet worden sind. Nobiles, Angehörige einer Adelssippe, wahrscheinlich der Huosi. Ihr sozialer Status zeigt sich nicht nur in der Grabgestaltung und den wenigen übriggebliebenen Grabbeigaben wie dem schön verzierten Knochenkamm, dem 30cm langen Messer mit bronzener Manschette oder der silbernen Schnalle. Er zeigt sich vor allem darin, dass einer oder mehrere der Bestatteten Goldtextilien getragen hatten. Noch im 6. Jahrhundert hatte der oströmische Kaiser Justinian verordnet, dass nur der Kaiser und sein Hofstaat solche Gewänder tragen durften, und die wenigen Funde nördlich der Alpen aus dieser Zeit stammen ausschließlich aus Gräbern der merowingischen Königsfamilie und von Repräsentanten des Ostgotenreichs (Haas-Gebhard).

Unter den ca. 10 000 Fundstücken in baiovarischen Gräbern sind nur 42 Goldtextilien. Und von denen, das wurde in einer Diplomarbeit genau nachgemessen, waren die Herrschinger Stücke besonders reich verziert.
Denn mit bis zu 2,7 mm hatten sie die breitesten Goldstreifen aller Goldtextilien der Baiovaren!

Haas-Gebhard, Brigitte: Die Baiuvaren. Archäologie und Geschichte. Regensburg 2013
Meissner, Ina: Untersuchungen an Goldtextilien des frühen Mittelalters. Diplomarbeit TU München 2010

Goldfäden und Goldblechstreifen aus Grab. Länge des unteren Streifens 9,7cm
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