Ausgrabungen | Baiovarisch
Ein Rest vom Imperium: Der Militärgürtel
Es ist nur ein unscheinbarer Rest, dieser kleine Beschlag eines römischen Militärgürtels aus dem späten 2. Jahrhundert, aber er erinnert an die große Zeit des römischen Imperiums. Der Mann, der diesen Gürtel trug, konnte sich als Teil des größten Machtapparats fühlen, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Schon ganz in seiner Nähe, in der Villa rustica von Leutstetten, lebte ein Veteran, der den gleichen Beschlag am Gürtel getragen hatte – herzförmig, mit einer rechteckigen Kopfplatte zur Befestigung mit Nietstiften. Vielleicht gehörte unser Soldat ja einst zur selben Reitereinheit, einer Ala, wie der Mann von Leutstetten, dessen Lebenslauf uns auf seinem Grabstein überliefert ist.
In Raetien fand man noch mehrere Gürtelbeschläge dieses Typs, so bei Straubing und in den Limeskastellen von Pfünz und Neuburg a. d. Donau. Auch weiter im Osten, in Carnuntum , der Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, gibt es einen entsprechenden Fund. Und schließlich entdeckte man denselben Typ mehrmals im fernen Dura Europos, im östlichen Grenzgebiet des Imperiums am Euphrat, im heutigen Syrien.
Im inneren Zierfeld des Beschlags sieht man bei den Stücken aus Dura Europos einen Delphin, ein Muster, das wir beim Leutstettener Fund und, weniger deutlich, auch bei unserem Fund in Herrsching wiedererkennen können. An den äußersten, entgegengesetzten Grenzen des Imperiums, in Raetia und Mesopotamia, finden wir dasselbe Motiv – ein unscheinbarer Hinweis auf die Größe der römischen Zivilisation.
Und ein kleines Symbol einer Epoche, in der Menschen unterschiedlichster Herkunft und Prägung über Jahrhunderte tolerant zusammenlebten.
Mühlemeier, Stefan & Peters, Michael (Hgg.): Ein Fenster in die Römerzeit. Die Villa rustica von Leutstetten.
(= Starnberger Stadtgeschichte Bd. 2) Starnberg 2008
Oldenstein, Jürgen: Zur Ausrüstung römischer Auxiliareinheiten. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 57, Mainz 1976, S. 49-284