Geschichte

Seit 1877

Dampfschifffahrt auf dem Ammersee

In einem Wanderführer aus dem Jahre 1848 findet man über den Ammersee folgende Passage: „Durch die Eisenbahnverbindung erreicht man von München und Augsburg aus die Ufer des Ammersees in 3 bis 4 Stunden; der Besuch der dortigen Gegend hat daher in neuerer Zeit äußerst zugenommen … In der That sind Ausflüge dahin vorzugsweise lohnend, denn dieser See besitzt wegen seiner romantischen Umgebungen und deren historischen Denkwürdigkeiten einen viel interessanteren und ernsteren Charakter als der Würmsee…“

Zur damaligen Zeit gab es auf dem Würm- sprich Starnberger See schon Dampfschiffe, die die Orte am See schneller miteinander verbanden, als dies auf dem Landwege möglich war.
Am Ammersee kam diese Entwicklung erst Jahrzehnte später an: 1877 fanden sich 12 Dießener zu einer „Dampfschifffahrtsgesellschaft“ zusammen und brachten das Betriebskapital von 6000 Gulden auf, um ein Dampfboot kaufen zu können. Im Volksmund wurden sie die „12 Apostel“ genannt. Die anfänglichen Euphorie über den Kauf der OMNIBUS wich bald der Ernüchterung: der schmale Flussdampfer hatte für den oft rauen Ammersee zu wenig Tiefgang und auch die nachträglich an den Seiten angebrachten Pontons konnten die Stabilität des Dampfers nicht erhöhen. Zwei Jahre später wurde deshalb ein weiterer Dampfer angeschafft: Die DS MARIE lief am 11. Juli 1879 in St. Alban vom Stapel und tat ihren Dienst bis 1907.
1892 entstand in Stegen eine Werfthalle, in der der Raddampfer GISELA – vorgefertigt bei Maffei in München – zusammengebaut wurde. Der Stapellauf fand am 12. September 1893 statt. In den folgenden Jahrzehnten wurde diese Anlage saniert, modernisiert und um eine Gleisanlage und ein Windenhaus erweitert.

Weitere Schiffe folgten: 1885 kam der in zwei Teile zerlegte Raddampfer MAXIMILIAN vom Starnberger See an den Ammersee. Zehn Jahre später trat die GISELA in Dienst, den sie bis 1963 versah, allerdings wurde sie nach der Revolution 1918/19 in AUGSBURG umbenannt, da Namen mit Wittelsbacher Herkunft nun unerwünscht waren. Seit 1907 befuhr der Schaufelraddampfer ANDECHS, ebenfalls bei Maffei in München hergestellt, den Ammersee, ein Jahr später trat der baugleiche Dampfer DIESSEN seinen Dienst an. Erst 2005 wurde die DIESSEN ausgemustert, wobei jedoch einige Bestandteile in den Schiffskörper der neuen DIESSEN, die seit 2006 auf dem Ammersee unterwegs ist, übernommen werden konnten. Für 45 Jahre war der Dampfer SCHONDORF im Einsatz; er wurde 1954 stillgelegt und 1956 verschrottet. Der kleine Raddampfer MARIE-THERESE, benannt nach der letzten bayerischen Königin, beförderte seit 1880 die Fahrgäste auf der Amper zwischen Stegen und Grafrath. Im Volksmund nannte man dieses Schiff die „Mooskuh“. Nach der Revolution wurde sie in WESSOBRUNN umbenannt und 1925 ausgemustert.

1906 hatte der bayerische Staat die Schifffahrt auf dem Ammersee mit seinen Anlagen, Gerätschaften und Dampfern für 110 000 Gulden gekauft. Inzwischen ist die Schifffahrt auf dem Ammersee der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen unterstellt, und die Fahrgast-Zahlen steigen jährlich.

Dr. Friedrike Hellerer

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