Ausgrabungen | Baiovarisch
Das Porzellan der Römer: Terra sigillata
Wie die Römer ihre kostbare rote Keramik nannten, wissen wir nicht. Wir nennen sie lateinisch Terra sigillata, was wir halblateinisch mit „gesiegelte Tonerde“ übersetzen können. Das gestempelte sigillum, das „Siegel“, befand sich meist auf der Unterseite im Fuß der Gefäße und gab an, in welcher Werkstatt das Stück gefertigt wurde. Produktionsstätten gab es im gesamten römischen Reich, die wichtigste nördlich der Alpen war Rheinzabern, das bis heute seinen römischen Namen trägt
(-zabern = Tabernae). Auch die meisten Herrschinger Terra-sigillata-Scherben stammen von dort.
Die Sigillata-Keramik wird oft „das römische Porzellan“ genannt, denn die Herstellung war aufwendig und anspruchsvoll. Dies gilt sowohl für die Brenntechnik wie für die künstlerische Gestaltung in Anlehnung an das klassische römische Silbergeschirr. Die zahlreichen Funde auf dem Gelände der Herrschinger Villa rustica sind also Gradmesser für deren Wohlstand: der älteste datierbare Fund ist die Scherbe eines kleinen Gefäßes, in dem bei Tisch Wasser oder Essig zum Würzen gereicht wurde, eines Acetabulum, und eine der spätesten Keramikscherben, um die Mitte des 3. Jahrhunderts, gehörte zu einer reich verzierten Terra-sigillata-Schüssel.
In einer Zeit, als nach den Alemanneneinfällen immer mehr Gutshöfe aufgegeben wurden und 80% des Landes bereits brach lag (Czysz), speiste man in Herrsching offenbar noch aus „Porzellangeschirr“.
Czysz, Wolfgang u.a.: Die Römer in Bayern, Stuttgart 1995, S. 238