Geschichte
Bildhauer
Wilhelm Krieger
Zwischen Rathaus und Maibaum steht ein Reh auf der Wiese, vor dem Eingang zur Kirche St. Nikolaus wacht ein großer Uhu, und wer ins Zimmer des Bürgermeisters tritt, findet auf seinem Schreibtisch einen kauernden Affen. Alle diese Geschöpfe sind aus Bronze und wurden von dem Tierbildhauer Wilhelm Krieger geschaffen.
Wilhelm Krieger kam am 02. Juni 1877 auf der Insel Norderney auf die Welt. Sein Vater Theodor Eduard und sein Großvater Tjark Friedrich waren Maler gewesen. Mit der Werkstatt des Vaters und der Vermietung von Pensionszimmern erreichte die Familie mit sieben Kindern einen gewissen Wohlstand. Deshalb konnte der begabte Sohn 1888 nach Norden in das Ulrichsgymnasium geschickt werden, während er bei seinen Großeltern leben konnte.
1893 verließ Wilhelm Krieger mit 16 Jahren, ohne einen Abschluss gemacht zu haben, die Schule und begann in Bremen eine Lehre als Dekorationsmaler. Doch auch diese Ausbildung brach er ohne Abschluss 1896 ab und ging nach München an die Königliche Kunstgewerbeschule, die er ebenfalls nach nur kurzer Zeit verließ.
Wie er sich in den folgenden Jahren in München über Wasser hielt, ist nicht überliefert. Seit 1903 führte er zusammen mit einem Künstlerkollegen die Firma Zierhut & Krieger, die kunstgewerbliche Gegenstände herstellte und vertrieb. In dieser Zeit begann Krieger sich autodidaktisch mit dem Modellieren, dem Bronzeguss und dem Ziselieren zu beschäftigen. Ebenso versuchte er sich an ersten Arbeiten in Stein. Einen Hörsaal oder ein Bildhaueratelier hat er nie besucht.
Gleich seine erste Teilnahme an der jährlichen Ausstellung der Münchner Secession 1907 wurde ein großer Erfolg und er verkaufte von seiner dort gezeigten „Hasengruppe“ 12 Kopien.
1912 entdeckte Wilhelm Krieger das damals noch sehr zurückhaltende und idyllische Herrsching für sich, das seit dem Bau der Bahnlinie gerade begann, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. Er heiratete die Kunsthandwerkerin Emilie Butters und zog mit ihr in die Herrschinger Bahnhofstraße. Die Familie Krieger bekam 5 Kinder.
Krieger schuf fast ausschließlich Tierplastiken. Er gehört keiner Kunstrichtung an und verzichtet auf alles rein Dekorative. Er studierte die Anatomie und die Bewegungen der Tiere und wenn es möglich war, arbeitete er mit lebenden Vorbildern. Seine Plastiken zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Wesen seiner Protagonisten erfassen und mit unangestrengter Leichtigkeit wiedergeben.
Wilhelm Krieger starb am 13. September 1945 in Herrsching und ist auch dort begraben.
Dr. Friedrike Hellerer