Geschichte
1913 - 1973
Rudi Schuricke
Manch einer erinnert sich noch an den Schauspieler und Schlagersänger Rudi Schuricke. Für eine kurze Zeit sorgte er dafür, dass Herrsching ein wenig vom Flair der „großen, weiten Welt“ abbekam.
Er wurde am 16. März 1913 in Brandenburg an der Havel als Erhard Rudolf Hans Schuricke geboren und machte erst einmal eine Ausbildung als Drogist. Nebenher arbeitete er als Chauffeur und Zeitungsverkäufer und nahm Gesangs- und Schauspielunterricht. Die Familie war inzwischen nach Königsberg umgezogen, wo sein Vater eine Anstellung als Militärkapellmeister hatte.
Durch einen Zufall begann Schurickes musikalische Karriere zu Anfang der 1930er Jahre: als ein Mitglied der „Kardos-Sänger“ ausfiel, sprang er für den Erkrankten ein – er kannte den Chef der Gruppe, Istvan Kardos, da er sein Gesangslehrer war – und gehörte fortan zu diesem Gesangsquintett.
Bis zum Zusammenbruch 1945 trat Schuricke sowohl mit dem nach ihm benannten Schuricke-Terzett als auch als Solist auf. Eines seiner bekanntesten Lieder dieser Zeit hatte den Titel „Die Männer sind schon die Liebe wert!“ Nebenher stand er auch immer wieder vor der Kamera, wie im dem 1940 gedrehten UFA-Revuefilm „Traummusik“.
Schurickes berühmtester Titel waren aber die „Capri-Fischer.“ Dieses Lied spielte er schon 1943 zum ersten Mal ein. Damals wurde es jedoch verboten, da inzwischen die Koalition mit Italien bröckelte. Erst 1949 konnte er mit den „Capri-Fischer“ seinen größten Erfolg feiern und erhielt dafür eine „Goldenen Schallplatte“.
Die aufkommende Rockmusik veränderte die Hörgewohnheiten und Rudi Schurickes Stern verblasste. Er arbeitete mit wechselndem Erfolg als Hotelier und hatte in München einen Waschsalon. Zwei Lieder von James Last brachten ihm 1970 ein kurzes, aber erfolgreiches Comeback: „So eine Liebe gibt es einmal nur“ und „Und wenn Schnee fällt auf die Rosen“.
Am 28. Dezember 1973 starb Schuricke im Alter von 60 Jahren in München und wurde auf dem Herrschinger Friedhof beerdigt.
Schuricke muss es am Ammersee sehr gefallen haben. Er hatte von 1950 bis 1955 in Breitbrunn gelebt und in Herrsching das Hotel Seespitz geführt. In Herrsching heiratete er 1952 auch seine vierte Frau. In diesen Jahren konnte es passieren, dass man auf der Herrschinger Seepromenade damals bekannten Größen der Film- und Schlagerwelt wie Theo Lingen, Lale Andersen oder Heinz Erhard begegnete, die bei ihrem Freund und Kollegen im Hotel abgestiegen waren und ab und an auch einen unterhaltsamen Abend bestritten – „große, weite Welt“ am Ammersee eben.
Dr. Friedrike Hellerer