Geschichte
1922
Das Kriegerdenkmal
„Doch stille jetzt! Noch wenige Minuten
dann fällt die Hülle von dem Denkmalstein.
Vor unserm Geist erstehen neu die Guten,
die sich nicht mehr mit uns des Lebens freun.
Mit ihnen sank so manches stille Hoffen
Ins frühe, ferne Heldengrab hinab.
Die Kugel, die ihr tapfres Herz getroffen,
grub manchem Sonnenglück ein jähes Grab…“
Mit diesen, einen sinnlosen „Heldentod“ verherrlichenden Worten wurde am 03. September 1922 vom damaligen Bürgermeister Peter Ziller und dem Vorsitzenden des Veteranenvereins Max Kaspar enthüllt. Am Vorabend hatte man ein Festprogramm mit Musik, Vorträgen und sogenannten „lebenden Bildern“ absolviert. Auch die Interpretation der dargestellten Allegorie zeugt von der chauvinistischen Haltung, die in der damaligen Zeit nicht unüblich war: Von einem wuchtigen Eichenstamm, der das deutsche Vaterland darstellen sollte, abgebrochen liegt ein Stück zu Füßen der Säule. Es symbolisiert die Gebiete, die durch den Versailler Vertrag abgetreten werden mussten. Um den Stamm windet sich eine Schlange: dem Volk wird die Lebenskraft abgewürgt.
Das Kriegerdenkmal, das zur Erinnerung an die Gefallenen des 1. Weltkriegs gedacht war, wurde nicht von der Gemeinde geplant. Ein „Arbeitsausschuss zur Aufstellung eines Kriegerdenkmals“ hatte im Ort unermüdlich Geld gesammelt. Auch in vielen anderen Orten des Landkreises wurden gerade in dieser Zeit solche Denkmäler geschaffen.
Der Entwurf zu diesem Denkmal stammt von dem Herrschinger Bildhauer Hermann Rainer (1866-1941), die Ausführung in Muschelkalk übernahm der Steinmetz Gschender aus München. Bis 1959 stand das Kriegerdenkmal an der Ecke Mühlfelder- Seestraße und wurde auch als vierter Altar auf der Fronleichnamsprozession besucht.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Denkmal umgestaltet, nicht zuletzt auf Druck der Besatzungsmächte. Teile wie die Schlange und der abgebrochene Zweig sind entfernt. Und da für die neuerlichen Toten nicht genug Platz war, wurde zusätzlich für jedes Kriegsjahr ein eigenes Kreuz mit den Namen der Gefallenen errichtet worden.
Inzwischen ist das Kriegerdenkmal auch zweimal umgezogen. 1959 versetzte man es bei der Erweiterung der Straßenkreuzung an der Mühlfelderstraße im Süden vor die Nikolauskirche. Von dort wurde es beim Umbau der Kirche an die Westseite versetzt, wo es bis heute steht. Noch immer wird am Totensonntag vom Soldaten- und Veteranenverein ein Kranz abgelegt.
Dr. Friedrike Hellerer