Ausgrabungen | Baiovarisch

Großmacht im Westen: Die fränkischen Merowinger

Wie die Alemannen und andere Germanen waren die Franken anfangs ein lockerer Stammesverband. Seit dem 3. Jh. am Niederrhein bezeugt, dehnten sie sich immer weiter nach Südwesten aus, teils als römische Söldner („Föderaten“), teils als Eroberer.

Im 5. Jh. wurde dann das nach seinem Stammvater Merowech benannte merowingische Frankenreich zur führenden Macht. Chlodwig (+511) hatte die fränkischen Teilstämme vereinigt, beseitigte den letzten römischen Herrscher in Gallien (Syagrius), ließ sich katholisch taufen und eroberte der Reihe nach die benachbarten germanischen Gebiete (Alemannen, Westgoten). Unter seinen Nachfolgern kamen die Reiche der Thüringer und der Burgunder hinzu, seit 536 auch die ehemalige römische Provinz Raetia II, die den fränkischen Machtbereich bis zum Inn ausdehnte. Die Provinz war ihnen nach dem Tod Theoderichs von den Ostgoten überlassen worden, die um 500 nach dem Ende des weströmischen Reichs die Herrschaft über Italien und seiner nördlichen Provinzen übernommen hatten und jetzt im Abwehrkampf gegen den oströmischen Kaiser Justinian standen.

Auf ehemals keltischem, seit Caesar römischem Gebiet war ein christliches Großreich entstanden. Nach dem Abzug der Langobarden von der mittleren Donau nach Italien wurde es im 6. Jahrhundert Nachbar und einziger Konkurrent des oströmischen Reichs von Konstantinopel. Da dieses die Nachfolge des römischen Imperiums beanspruchte, wurde die politische und militärische Sicherung des Alpenvorlands zu einer wichtigen Aufgabe.

So wie die römische Provinzverwaltung von den Ostgoten, so wurde jetzt die ostgotische von den Franken fortgeführt. Als Herzog (dux) eingesetzt wurde unus ex suis, qui dicebatur Garipald, „einer der ihren, der Garibald hieß“ – ein Franke also. Das berichtet der unter Karl dem Großen tätige Historiker Paulus Diaconus für das Jahr 555, und es ist die erste historische Nachricht in der langen Geschichte Bayerns.

Garibald, aus dem Geschlecht der Agilolfinger, hatte keine leichte Aufgabe. Als Vorposten des Frankenreichs lag sein Herzogtum im Spannungsfeld der drei stärksten Mächte der damaligen Zeit, zwischen den Franken im Westen, den Langobarden im Süden und dem Reich Justinians im Osten. So ist es sicher kein Zufall, dass die Bewohner seines Herzogtums genau zu dieser Zeit erstmals einen eigenen Namen bekamen. Man benannte sie mit einem Namen, der die sagenhafte Vergangenheit des Alpenvorlands mit seiner gefahrvollen Gegenwart verknüpfte, man nannte sie die *Boiowarjôs, die „Baiovaren“.

Taufe Chlodwigs. Elfenbein-Buchdeckel, 9. Jh.
Die Expansion der fränkischen Merowinger.
Altaileopard, Frankenreich Expansion 481-555, CC BY-SA 3.0
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